Zwei sich umarmende, lachende Frauen

Gemeinsam weniger einsam: Warum uns Freundschaften so guttun

Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt… Sorry, für den Ohrwurm, aber besser könnte es ein Song nicht zum Ausdruck bringen: Freunde tun uns gut! Sie schützen uns vor Einsamkeit und Depressionen – egal, wie alt wir sind. Aber warum ist das eigentlich so? Auf diese Frage haben Wissenschaftler spannende Antworten gefunden.

Schöner Hormonrausch

Lange Freundschaften sind ein echtes Ruhekissen. Wir fühlen uns geborgen, erkannt und angenommen. Und wir lernen im besten Fall, Vertrauen aufzubauen. Kurzum: Freundschaften tun uns gut. Das ist auch wissenschaftlich erwiesen. Der Freiburger Psychologieprofessor Markus Heinrichs etwa hat erforscht, dass Freundschaftenwiderstandsfähiger machen und vor Stress schützen. Dafür soll das Bindungshormon Oxytocin verantwortlich sein. Es versetzt unseren Körper in einen opiumähnlichen Rausch, wann immer wir Zuwendung erfahren und uns bestätigt fühlen. Auch das Immunsystem und das Herz-Kreislaufsystem sollen davon profitieren. Psychologen der Brigham Young University in Utah haben außerdem herausgefunden, dass soziale Beziehungen das Sterberisiko um 50 Prozent senken. Soziale Beziehungen verlängern also buchstäblich das Leben.

Freundschaften – das beste Antidepressivum

Dank enger Freundschaften fühlen wir uns außerdem mental stärker und sind insgesamt positiver. Einer Studie der „Society for Research in Child Development“ zufolge leiden diejenigen, die seit der Jugend enge Freundschaften pflegen, als Erwachsene seltener an Depressionen oder sozialen Phobien. Wie kommt das? Der bekannte Kinder- und Jugendpsychiater Horst Petri, Professor für Psychoanalyse in Berlin, sieht diese positive Entwicklung in dem gelernten Vertrauen und ehrlichen Austausch zwischen Freunden begründet. Dabei erfüllt Sympathie, das griechische Wort für Mitleiden, einen wichtigen Part. Es geht um Anteilnahme in Krisensituationen und um die Fähigkeit, für den anderen da zu sein.

Soziale Kontakte schützen vor Demenz

Auch in einem anderen Kontext wird Freundschaften ein großes Potential eingeräumt: Sie sollen Demenz vorbeugen. Forscher haben herausgefunden, dass erfüllte zwischenmenschliche Beziehungen ein extremer Booster für unser Gehirn sind und vor vorzeitigen geistigen Alterungsprozessen schützen können. Dabei geht es vor allem darum, dass Ältere aktiv dafür sorgen, nicht in die Einsamkeit abzurutschen. Denn sie macht depressiv und auf Dauer krank. Regelmäßiger Austausch dagegen hilft dabei, im Kopf fit zu bleiben. Lebendige Kommunikation mit Freunden aktiviert Nervenzellen im Gehirn, so die Erkenntnisse aus der Alzheimerforschung.

8 Tipps für eine tiefe und stabile Freundschaft:

  1. Ob Kiten, Konzert oder Kochabend – sorge für regelmäßige gemeinsame Erlebnisse.
  2. Sei ehrlich und stehe auch zu deinen Schwächen, Zweifeln und Ängsten. Denn: Offenheit verbindet und schafft Vertrauen.
  3. Begegne deinen Freunden mit Respekt und Toleranz und akzeptiere ihre Eigenheiten.
  4. Höre aufmerksam zu – und zwar ohne das Gesagte zu bewerten oder eine Lösung anzubieten. Manchmal hilft aufrichtiges Zuhören mehr als ein schlauer Tipp.
  5. Bleibe offen für Kritik und sei auch selbst – auf liebevolle Weise – aufrichtig, wenn Freunde nach deiner ehrlichen Meinung fragen.
  6. Niemand ist frei von Fehlern. Deshalb: Sei offen für Entschuldigungen und Aussprachen.
  7. Bleib verlässlich: Leider leben wir in unverbindlichen Zeiten – deshalb sind klare Worte und Taten so viel wert.
  8. Hab keine überhöhten Erwartungen. Das belastet jede Freundschaft.


So viele Freunde haben wir Deutschen

In einer Umfrage des Markt- und Meinungsinstituts YouGov von 2018 gaben 66 Prozent der  Befragten an, beste Freunde zu haben. Tatsächlich kommen wir Deutschen durchschnittlich auf 3,7 enge Freunde.

Nur in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen schwankt die Zahl und hat tendenziell abgenommen. Was aber an der persönlichen Lebenssituation liegen kann. In dieser Phase des Lebens beenden viele ihre Schule, gehen ins Ausland oder ziehen berufsbedingt in eine andere Stadt.

Foto: DEEPOL by plainpicture / C. Moller